Am Montag bin ich in mein Lager gefahren, um meine Siebdruckausstattung zusammenzusuchen und die nächsten Workshops in Deutschland vorzubereiten. Kaputte Sieb wollen neu bespannt und belichtet werden und insgesamt bin ich in dieser Woche mit der üblichen Bestandsaufnahme zu Beginn einer neuen Workshopsaison beschäftigt.
Ich hatte es ja schon erwähnt: Aufräumen, Bestandsaufnahme und Aussortieren beschäftigen mich zu Beginn dieses Jahres. „Innen wie Außen“ heißt es ja so schön… Ordnung im äusseren Chaos verhilft manchmal auch zu Ordnung und Klarheit im Inneren. Nicht immer, aber manchmal.
Mein Lager ist zu voll. Und ich habe im Zuge meiner allgemeinen Bestandsaufnahme beschlossen, mich von einigen Kursmaterialien zu trennen… Loslassen ist angesagt. Die Kurse, die ich vor einigen Jahren noch gegeben habe bzw. geben wollte, werde ich nicht mehr anbieten. Die gehorteten Materialien dürfen gehen… ganz konkret ging es den Kisten mit Ausstattung zum Stoffe färben an den Kragen.
Und während ich mich in meinem winzigen Lagerabteil durch die Regale und Stapel gearbeitet habe, Ausstattung zusammengesucht, in Tragetaschen verpackt und nicht mehr Benötigtes zur Abholung bereitstellte, musste ich an eine Begegnung mit unserer damaligen Nachbarin in Hamburg denken.
„Na, willst Du auch zum Recyclinghof?“ fragte sie zur Begrüßung, als wir uns einmal vor dem Haus trafen, während ich Tüten und Kisten mit Workshopmaterialien in den Hausflur stellte.
Ganz ehrlich: Verwunderlich ist es ja nicht, wenn Nicht-werkelnde Menschen die Tüten mit Farbtuben, Pappen und Papierstapeln, Folien und sonstigen Dingen, die halt nötig sind, so sehen.
Im Grunde fühlte es sich auch damals schon so an, als ob ich meine halbe (nicht vorhandene) Werkstatt ausräumen und mit mir herumtragen müsste, um den Workshop zu ermöglichen.
Diese Schlepperei, das Packen und Ausräumen vor und nach einem Workshop, ist ein Aspekt, der meine Begeisterung oft ziemlich bremst. Wenn alle gegangen sind, stehe ich häufig alleine im leeren Raum und räume alles wieder zurück in die Taschen, meistens schnell und müde, weil ich nach Hause will. Zuhause dann beginnt das gleiche Spiel von Neuem: Ich muss die Sachen aus den Taschen in die Regale räumen und alles so verstauen, dass es auch für den nächsten Einsatz schnell griffbereit ist. Diese ganze logistische Arbeit rund um einen Workshop kostet nicht nur Kraft und Energie, sondern manchmal auch ein bisschen die Freude am Ganzen.
Die Reisen mit der Bahn haben sich in den letzten Jahren auch immer mehr zum Glücksspiel entwickelt… kommt der Zug pünklich? Fährt er überhaupt? Nicht schön, denn ich fahre eigentlich gerne Bahn.
Vor-Ort-Workshops zu geben ist eine Erfahrung, die mich jedes Mal aufs Neue begeistert und berührt. Es ist nicht nur das kreative Tun selbst, das ich daran liebe – auch wenn das natürlich eine große Rolle spielt – sondern vor allem die Interaktion mit den Menschen, die zu meinen Kursen kommen. Dieses gemeinsame Wochenende oder diese wenigen Tage, in denen ich mit einer Gruppe kreativ arbeite, schaffen ein besonderes Gefühl von Gemeinschaft. Wenn ich eine Idee vorstelle oder eine Technik zeige, und sehe, wie daraus im Prozess der Teilnehmenden ganz eigene, individuelle Werke entstehen, ist das für mich wie ein Funke, der überspringt. Die Begeisterung und Energie der Gruppe beflügelt mich, und ich selbst lerne oft mindestens genauso viel wie meine Teilnehmenden. Neue Herangehensweisen, Materialien oder Kombinationen werden ausprobiert, und manchmal sehe ich die spannendsten Tricks und Techniken, die ich selbst nicht auf dem Schirm hatte.
Besonders schön ist es, wenn die Gruppe im Laufe der Tage zusammenwächst. Gespräche entstehen, Menschen teilen Ideen und persönliche Geschichten, und aus einer losen Gruppe wird ein Netzwerk aus neuen Bekanntschaften, manchmal sogar Freundschaften. Diese gemeinsamen Erlebnisse sind unersetzlich, und sie sind für mich einer der Gründe, warum ich immer wieder gerne vor Ort unterrichte. Es ist ein intimes, unmittelbares Arbeiten, bei dem ich mit den Teilnehmerinnen
direkt auf eine künstlerische Reise gehen kann, jede Kleinigkeit im kreativen Prozess besprechen und zeigen kann – manchmal sogar mit einem einfachen Über-den-Tisch-Reichen eines Pinsels oder einer Farbkarte. Für solche Momente brenne ich, und es ist genau dieser Austausch, der meinen Job für mich so wertvoll macht.
Während ich also am Montag durch mein Materiallager krüschtelte, wurde mir klar, wie sehr ich diese von Packlisten, Kisten schleppen und Hin- und Hergeräume dominierte Seite meiner Arbeit hinter mir lassen möchte.
In diesem Moment wurde mir auch bewusst, dass die Entscheidung, mein Online Atelierhaus zu gründen, die absolut richtige war. Mein virtuelles Atelierhaus gibt mir die Möglichkeit, die kreative Arbeit ohne diesen logistischen Aufwand mit meiner Community zu teilen – wann immer ich will und ohne den Zwang, für jeden Kurs erneut alles zusammenzustellen und zu transportieren.
In meinem Atelierhaus habe ich nicht nur ein Atelier eingerichtet, sondern gleich ein ganzes virtuelles Haus voller kreativer Räume geschaffen. Hier kann ich mein Wissen und meine Erfahrung in den unterschiedlichsten Bereichen jederzeit mit meinen Mitgliedern teilen: von Malerei über Drucktechniken, Buchbinden, Textilkunst bis hin zu Mixed Media. Das alles digital und ohne die Last des Transports. So viele meiner Ideen, Techniken und Materialien, die sonst ungenutzt in den Regalen schlummern, haben hier eine Heimat gefunden und ich werde auch in 2025 weiter daran arbeiten, die vielen Workshopkonzepte, die ich im Laufe der Jahre entwickelt habe (viele Kurse habe ich nur ein einziges Mal gehalten!) ins Online Format zu überführen.
Mein Atelierhaus ist für mich nicht nur ein Arbeitsraum, sondern ein Ort, an dem meine Kreativität wohnt und an dem sie jederzeit zugänglich ist – nicht nur für mich, sondern für all die Menschen, die meine Leidenschaft teilen.
Das Atelierhaus ist für mich mittlerweile mehr als nur eine praktische Lösung – es ist das Herzstück meiner kreativen Arbeit geworden.
Mein Buch *Einfach Siebdruck* erscheint im März beim Haupt Verlag. Ich freue mich schon sehr darauf und habe mir natürlich auch Gedanken gemacht, wie ich denn mit meiner experimentellen Siebdruckvariante im Low-Tech Stil mehr Menschen erreichen kann in Zukunft.
An dieser Stelle nur so viel: Ich bin gerade dabei, die Vorraussetzungen dafür zu schaffen, dich bei deinen ersten Schritten mit der Siebdruck-Technik zu unterstützen. Wir drucken zusammen und haben Spaß dabei, auch wenn wir uns nicht im selben Raum aufhalten.
Wenn du mehr über meine zukünftigen Online-Siebdruckkurse erfahren willst, trag dich schnell für meinen Newsletter ein!
4 Antworten
Liebe Kristina,
wann immer ich kann bin ich bei den Online-Workshops dabei. Doch aktuell klappt es nicht und da machte ich die Erfahrung, wie es ist, wenn ich das Video anschaue und hatte das Gefühl, ich wäre mittendrin im Onlinekurs. Das hatte ich nicht erwartet. Aber doch, es motivierte mich, die Arbeitsmaterialien heranzuholen und einzusteigen, mitzumachen. Am Ende des Videos überraschte ich mich selbst mit zwei Werkarbeiten und dem guten Gefühl in Gemeinschaft gewerkelt zu haben. Tolle Erfahrung!
Ich verstehe gut, dass die Schlepperei mühselig für dich ist und alles, was noch dazu gehört. Mir selbst geht es ebenfalls so, wenn ich als Teilnehmerin zu Kursen fahre. Aus dem Grunde liebe ich das Atelierhaus. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie persönliches vor Ort sein im Online-Chat funktionieren kann und alle gemeinsam und doch individuell ihren Interessen folgen können. Möge das Atelierhaus mit dir und uns weiter wachsen! Ich freue mich auf alles, was noch kommt und bin glücklich über das, was bereits da ist.
wintersonnige Grüße sendet dir, Ute
Liebe Kristina,
was für wunderbare Kurse es mit Dir waren – aber gleichzeitig auch was für eine elendige Schlepperei. Ich verstehe das vollkommen und finde, das Online Atelierhaus ist ein ganz wunderbarer Ort. Dort ist einfach alles möglich und ich bin sicher, dass noch viele Kreative den Weg dorthin finden werden. Ich freue mich auf alle gemeinsamen Projekte! Von Herzen!
Liebe Grüße,
Maike
…meine Daumen für deine Ideen 2025 sind gedrückt…ganz ohne „Recyclinghof“.
Liebe Grüße, Sandra
Dieses Geschleppe würde mich auch runterziehen. Und meine Versuche, Ordnung zu halten…
Hut ab!
Auch dass Du Bahn mit all dem Zeugs nimmst, die ja mittlerweile nicht gerade zuverlässig ist (und dann ist ggf die Reservierung futsch…)
Ich freue mich schon auf Dein Buch und will mich dann auch endlich mal da dran wagen.
Ganz viel Kraft und Erfolg
Liebe Grüße
Nina