In meiner Atelierhaus Community hat sich mit der Zeit eine feste ATC Tauschkultur etabliert. Zwei bis dreimal im Jahr haben die Jahresmitglieder die Möglichkeit, an den Tauschrunden teilzunehmen und mit anderen Kreativen in unserer Atelierhausgemeinschaft kleine Original-Werke zu tauschen.
Ich bin immer noch etwas im Blogrückstand- jetzt gerade ist das Anmeldefenster für die nächste Tauschrunde offen und ich werde heute noch einen Newsletter dazu verschicken. Ich möchte es aber trotzdem nicht versäumen, euch die Ergebnisse der letzten ATC Runde zu zeigen. Das war nämlich das allererste Mal, dass ich mich selber ebenfalls daran beteiligt habe und eine kleine Edition von Kärtchen erstellt habe.
Bevor es damit losgeht und ich euch ein paar Bilder vom Entstehungsprozess meiner Karten zeige, hier eine kurze Erklärung für alle die vielleicht noch nicht wissen, was es mit ATCs auf sich hat.
Was sind Artist Trading Cards?
ATC-Karten, kurz für Artist Trading Cards, sind kleine, handgefertigte Kunstwerke im Format von 6,4 x 8,9 cm (das entspricht genau der Größe von Sammelkarten, wie z. B. Baseball- oder Pokémon-Karten). Sie werden von Künstler*innen gestaltet und – wie der Name schon sagt – getauscht und nicht verkauft.
- Das Format ist strikt 2,5 x 3,5 Inch (6,4 x 8,9 cm)
- Material: Oft fester Karton oder Aquarellpapier, manchmal Collage-Grundlagen, Stoff oder Mixed Media
- Techniken: Alles ist erlaubt – Aquarell, Zeichnung, Collage, Druck, Stempel, Mixed Media, sogar kleine textile Arbeiten
- Rückseite: In der Regel beschriftet mit Name des Künstlers/der Künstlerin, Datum, Titel und evtl. Seriennummer oder Edition
Die Idee stammt ursprünglich vom schweizerischen Künstler M. Vänçi Stirnemann, der 1997 eine erste Ausstellung mit 1.200 handgemachten Mini-Kunstwerken organisierte – und diese dann nicht verkaufte, sondern zum Tausch anbot. Daraus entwickelte sich eine weltweite Bewegung, bei der der Schwerpunkt auf dem Austausch unter Kreativen liegt.
Das ATC Projekt im Atelierhaus ist eine mitgliederorganisiertes Angebot. Die liebe Ela (viele von euch kennen wahrscheinlich ihren Blog Papiergemetzel) hat die ATC Aktionen unter ihre Fittiche genommen, veröffentlicht die Themen und organisiert den Tausch der Karten, der per Post stattfindet.
Als Thema für die letzte Tauschrunde hatte Ela sich etwas besonders Nützliches und Persönliches ausgedacht. Es ging um Selbstporträts. „Schenk mir ein Bild von Dir“ oder gestalte dein Passfoto- wie auch immer. Das eigene Bild stand im Fokus. Nützlich besonders im Atelierhaus: Die selbstgestalteten Porträts können super als Profilbilder im Mitgliederbereich verwendet werden.
„Zahlreiche Claudias, Marions und Sabines schleichen leise und unerkannt durch die Gänge. Namensschwestern, von denen sich die eine von der anderen aufgrund fehlender Profilbilder oft nicht unterscheiden lässt.“
So hatte Ela das damals sehr treffend auf den Punkt gebracht 🙂 Auch für andere Social Media Kanäle ganz praktisch- Da hat die KI Gesichtserkennung nicht so viele Chancen 🙂
Aber nun zu den wahnsinnstollen Ergebnissen und meiner entzückenden Mitgliederporträt-Galerie, die ich bekommen habe:

Allein das Öffnen des großen Sammelumschlags, den mir Ela geschickt hat, war schon Highlight für sich…

Einige Kärtchen waren nochmal eingepackt- doppeltes Auspackvergnügen!

Hallo Maike…!

So eine feine Porträtgalerie- eins toller als das andere- dafür muss ich mir bei nächster Gelegenheit ein kleines Kästchen bauen, wo meine lieben Atelierhäuslerinnen und der Herr dann wohnen… wer weiß, vielleicht wiederholen wir das ja noch mal irgendwann?
Meine Karte habe ich für das Gruppenfoto weggelassen- so passte es besser aufs Bild. Ich zeige euch mal, wie ich meine Karten gemacht habe. Los geht`s:
Da sich Drucktechniken ja anbieten, wenn es darum geht, mehrere Exemplare eines Motivs herzustellen, habe ich mich für das Schnitzen eines Stempels entschieden. Was ich gerne ausprobieren wollte, war zum einen die Technik der „verlorenen Platte“ und die Methode, eine Stempelmotivvorlage durch Bügeln auf das Gummi zu übertragen.
Bevor es damit losgehen konnte, war ersteinmal Computerarbeit angesagt…

Ich habe ein Foto von mir so bearbeitet, dass ich drei Farben getrennt voneinander erhielt. Diese einzelnen Bereiche habe ich separiert, schwarz gefärbt und ausgedruckt.

Als Format habe ich gleich das vorgegebene ATC Format benutzt.

Die drei Laserausdrucke habe ich sorgfältig ausgeschnitten.


Da Toner sich unter Wärme ablöst, wollte ich die „unterste“ Lage des Motivs, also diejenige mit den größten schwarzen Bereichen, mit dem Bügeleisen auf das Factis Vinylgummi übertragen.
Der erste Versuch ging direkt in die Hose.

Zweiter Versuch: Auch nicht viel besser- muss aber so gehen…

Alle Bereiche, die später im Druck nicht mit Farbe bedeckt werden sollen, habe ich weggeschnitzt – ganz schön kleinteilig…Die Kanten des Stempels schneide ich so sorgfältig wie möglich weg.

Problem: Der ganze Toner ist nun auf dem Stempelgummi- ich hätte bei der Bildbearbeitung die Flächen, die weggeschnitzt werden, schwarz anlegen sollen…
Um den Toner zu entfernen, damit mir meine Drucke nicht schmuddelig werden, reinige ich die Oberfläche mit Nagellackentfernerpads. Es klappt, bin aber nicht sicher, ob das Zeug das Stempelgummi angreift auf lange Sicht?

Der erste Abdruck mit der hellsten Farbe kommt zuerst. Davon mache ich richtig Viele, da ich vorhabe, mit nur einer Druckplatte/einem Stempelgummi zu arbeiten, von dem immer mehr weggeschitzt wird im Laufe des Druckens. Das nennt man „verlorene Platte“.
Ist die Auflage fertig, gibt es keine Möglichkeit mehr, neue Exemplare anzufertigen.
No pressure…:)


Jetzt lege ich die nächste Fotokopie auf meinen Stempel und bemühe mich, das Papier so genau wie möglich zu platzieren…

Jetzt wieder vorsichtig Bügeln. Ich stelle das Bügeleisen auf die allerniedrigste Stufe…

Tadah!!! Es klappt! So hatte ich mir das gedacht. Jetzt muss ich die grünen Bereiche entfernen und nur das Schwarz stehen lassen.


Fertig. Jetzt kann ich die nächste Farbe drucken bzw. stempeln.

Die Stempeldrucke exakt übereinander zu setzen, ist gar nicht so leicht.
Eigentlich müsste ich jetzt noch einen dritten Durchgang mit Schwarz stempeln, wobei dann nur noch die ganz dunklen Bereiche, wie zum Beispiel die Brille, stehenbleibt. Jetzt habe ich aber doch Sorge, dass ich mir meine ATCs versaue und beschliesse, das zu lassen.

Mit dem Ausschneiden der Kärtchen und den Beschriftungen der Rückseiten bin ich dann noch beschäftigt.

Das war eine ziemliche Fummelei- da hatte ich das kleine Format der ATCs doch ganz schön unterschätzt… hat aber Spaß gemacht und ich bin sicher, dass das nicht meine letzte ATC Runde war.
Wenn sich ein für mich passendes Thema ergibt und es zeitlich passt, bin ich wieder dabei.
Falls sich unter meinen werten Leserinnen, die es bis zum Ende dieses Posts geschafft haben, jetzt jemand befindet, die oder der gerne bei der nächsten ATC Runde im Atelierhaus dabei sein möchte, das aktuelle Thema lautet:
„Wenn du deinen kreativen Schwerpunkt in einer Kunst-Ausstellung mit nur EINEM Bild darstellen solltest, was würdest du zeigen?“
Bis zum 28. April nimmt Ela noch Anmeldungen entgegen- wenn du noch nicht Mitglied im Atelierhaus bist aber schon mit dem Gedanken spielst, die nächsten 12 Monate mit mir und meiner multikreativen Community zu verbringen, buch dir flugs ein Ticket im Digistore24 und es geht los!