Ein schnelles Büchlein herzustellen aus angesammelten Papieren ohne groß zu messen und zu nähen ist eine feine Sache! Gerade beim Drucken mit der Gelliplate entstehen häufig sehr viele Papiere, die zu schade sind zum Wegwerfen aber halt auch noch nicht toll genug für besondere Projekte.
Wobei man es eigentlich nicht als Buchbinden bezeichnen kann. Denn diese Methode (befolgt man die Anleitung ganz streng) kommt so gänzlich ohne Kleben und Heften aus, ist also eher Origami.
Gefunden habe ich die Anleitung vor einigen Jahren auch in einem Origamibuch, welches ich bei einem meiner wöchentlichen Aufenthalte in der Kopenhagener Zentralbibliothek entdeckt habe. Leider weiß ich den Titel bzw. Autor nicht mehr – irgendwas mit Trash Origami oder so, aber die Falttechnik ist so einfach, dass ich sie mir gut merken konnte.
Die Bilder und den Originaltext zu dieser Anleitung habe ich damals schon einmal auf meinem alten Blogger Blog veröffentlicht.
In meiner sehr lebhaften Atelier-Gruppe teilen wir ja viele Anregungen und gefundene Anleitungen rund um`s Buchbinden und die Rede kam auf meinen alten Blog. Das habe ich zum Anlass genommen, nochmal im Archiv zu stöbern. Einer der ersten Blogposts, die mir dabei untergekommen sind, ist dieser hier.
Viel zu schade, um im Datengrab zu vermodern, finde ich.
Nun bin ich eigentlich gar nicht so ein großer Origamifan (will sagen: ich habe glaube ich, noch nie einer bebilderten Faltanleitung bis zum Schluß erfolgreich folgen können) aber in dem schon erwähnten Buch wurde vor allen Dingen mit ganz normalen Alltagspapieren wie z. B. Pizzaflyern, Verpackungen, Büropapieren etc. gefaltet. Das hatte mich veranlasst, das Buch aus dem Regal zu ziehen.
Und so habe ich es gemacht:
Für ein kleines Büchlein, ähnlich wie meins benötigt ihr mehrere Bögen Papier in gleicher Größe z.B. Din A4 oder wie bei mir quadratisch 28 x 28 cm.
Es funktioniert mit jedem Format, wichtig ist nur, dass alle Papiere gleich groß sind.
Einen Bogen für den Buchrücken, je einen Bogen für Vorder- und Rückseite, und dann beliebig viele Bögen für die Seiten. Ausserdem brauchen wir noch Papierbögen für die „Verbinder“, und zwar einen weniger als euer Buch Seiten hat. Für mein Buch habe ich insgesamt 6 Bögen für die Innenseiten und Vorder- und Rückseite verwendet und 5 Bögen für die Verbinder.
Klebestift und Tape sind optional- ich habe mich dafür entschieden, muss aber nicht sein.
Los geht es mit den Innenseiten und der Vorder- und Rückseite. Legt euren Papierbogen mit der „guten“ Seite nach unten auf eure Arbeitsfläche.
Nun faltet ihr eine Seite so, dass sie in der Mitte des Bogens zu liegen kommt (ihr braucht nicht zu messen- so ungefähr die Mitte ist total in Ordnung). Dreht den Bogen herum und faltet die gegenüberliegende Seite ebenfalls zur Mitte hin, so dass sich die Kanten sauber treffen, aber nicht überlappen.
Jetzt faltet ihr euren Bogen einmal zur Hälfte- die kurzen Seiten treffen aufeinander.
Das war es dann auch schon! Auf diese Weise faltet ihr alle Innenseiten und die beiden Bögen für Vorne und Hinten.
Jetzt sind die Verbinder dran. Ich habe für mein Buch Katalogseiten genommen- es ist egal, was auf dem Papier drauf ist- es wird im Buch verschwinden. Sehr praktisch…!
Die Verbindungsteile werden im Prinzip genau nach der gleichen Methode gefaltet wie die Buchseiten. Allerdings müssen die Verbindungsteile ein bisschen kleiner sein, damit sie sich später gut mit den Buchseiten zusammenfügen lassen.
Nachdem ihr also die erste Faltung zur (ungefähren) Mitte des Blattes gemacht habt, markiert ihr 5mm am Rand der gefalteten Seite und faltet die gegenüberliegende Seite des Papierbogens so zur Mitte, dass die Kante auf den Markierungen zu liegen kommt und die beiden gegenüberliegenden Kanten sich überlappen. Danach wie bei den Innenseiten auch zur Hälfte falten.
Fertig!
Um die Breite des Buchrückens zu ermitteln, legt ihr alle gefalteten Seiten und Verbinder aufeinander und messt, wie dick der Papierstapel ist. Bei meinem Buch waren das 1,7 cm.
Für den Buchrücken wiederholt ihr zunächst die Falttechnik für die Verbinderteile, allerdings habe ich die beiden Kanten in der Mitte dieses Mal nur 4mm überlappen lassen. Damit ist der Rücken dann eine Winzigkeit größer als die Verbinderteile.
Anstelle den Bogen jetzt mittig zu falten, markiert ihr die Mitte und zeichnet die Breite des Buchrückens von der Mitte ausgehend auf dem Papier an. Entsprechend dieser Markierungen macht ihr zwei parallele Talfalten.
So sollte das dann aussehen.
Jetzt könnt ihr euer Buch zusammenfügen:
Eine Seite des Buchrückens wird in den oben liegenden Teil des Buchdeckels geschoben…
…so sieht das dann aus.
Dann schiebt ihr eins der Verbinderteile in die andere Hälfte der Vorderseite.
Auf diese Weise fügt ihr immer abwechselnd die Buchseiten mit den Verbindern zusammen.
Das sieht dann so aus.
Die andere Lasche des Buchrückens steckt ihr jetzt in die außen liegende Seite des Rückenteils…
…und schon ist es fertig, das Büchlein!
Wenn ihr in eurem neuen Buch schreiben oder zeichnen wollt, würde ich es erst einmal so lassen und nichts festkleben. Wenn das Buch in geöffnetem Zustand ganz flach liegen soll, müssen sich die Blätter bewegen können.
Mich hatte genau das gestört und ich habe die Einzelteile dann mit Klebestift fixiert.
Die offenen Seiten in den Mittelfalzen habe ich mit Masking Tape fixiert.
Und da das nicht unauffällig ging, bitte direkt in Kontrastfarbe. Wie gesagt, ganz flach liegt das Büchlein jetzt nicht mehr, deshalb will ich ein Fotoalbum aus diesem Exemplar machen.
Diese Bücher herzustellen macht total viel Spaß, weil es so schön schnell geht und man so viele verschiedene Papiersorten verwenden kann. Vielleicht mache ich das nächste Buch mal komplett aus „Altpapier“. Mit ordentlich Gesso grundiert gibt das bestimmt auch ein feines Art Journal ab!
Ich hoffe, ihr könnt mit der Anleitung etwas anfangen, falls ihr jetzt Lust bekommen habt, mit mir und der „No scrap left behind!“ Community gemeinsam an den kreativen Papierabbau zu gehen, dann klickt doch mal hier. Da geht es zu meinem Online-Atelier.
Bis bald
Kristina
3 Antworten
Super, dass du den alten Blogbeitrag nochmals publiziert hast. Ich hab die Anleitung überall gesucht…. Ich wusste gar nicht mehr, dass diese damals von dir war. Juhu. Hab sie mir gleich gepinnt.
Grüßle Tanja
Witzig, dies Büchlein hier wieder zu entdecken! Ich hatte es damals nach deiner Anleitung gebaut, hat gut geklappt! Inzwischen habe ich viel schönere Papiere, also wird es nicht das letzte Buch in dieser Technik gewesen sein…:)
Viele Grüße, Verena
Erst habe ich ja aufgestöhnt! Origami. Falten. Ich doch nicht…. Aber als ich dann sah, wie man die Papiere tatsächlich verband…. sehr coole Sache. Super, muss ich wirklich Mal testen (auch wenn ich ja keine so großen bunten Überschüsse an Papier habe, es findet sich immer was)
Danke Dir und ganz liebe Grüße gen Norden
Nina